Montag, 28. Februar 2011

Lob für Deutschland

Interessanter Artikel im neuesten Time Magazine, das am Samstag auf meinem Schreibtisch landete: “How Germany Became the China of Europe” (“Wie Deutschland zum China Europas wurde”, dieser zweite Link deutet zu einer (etwas holprigen) Google Übersetzung). Im Prinzip geht es in diesem Wirtschaftsartikel darum, wie die deutsche Wirtschaft mit den sozialen Reformen der letzten Jahre, und einer Konzentration auf Produktqualität und mittelständige Unternehmen, die Wirtschaftskrise besser gemeistert hat als die anderen Länder der Eurozone.

Der sehr lesenswerte Artikel spricht davon, daß die Reformen Deutschland vom “kranken Mann Europas” zum “China des Kontinents” (der dominierenden Wirtschaftsmacht) gemacht haben. Hervorgehoben werden Mäßigungen bei Gehaltssteigerungen – im Austausch für Arbeitsplatzgarantien. Eine Konzentration der Unternehmen darauf, Know-How und Expertise zu bewahren, anstatt schnell erfahrene Mitarbeiter zu feuern. Und mit Erfahrung und Stabilität Produkte herstellen zu können, für die der Weltmarkt bereit ist einen Aufpreis für Produktqualität zu zahlen. Und schliesslich die Tendenz, Produkte lieber in höherer Qualität in Deutschland zu produzieren, als billiger in Produktionsorten wie China oder Brasilien.

Als Beispiel für diesen Wirtschaftsansatz widmet sich der Artikel der Firma Stihl aus Stuttgart, seit langem ein Lieblings-Studienobjekt amerikanischer Managementschulen (wie ich aus eigener Erfahrung gelernt habe).

Angesprochen werden aber auch die skeptischen Stimmen in den anderen Euro-Ländern, die Deutschland als egoistisch und wenig hilfreich sehen. Auch die Sorge, daß sich in den letzten 10 Jahren das Realeinkommen des deutschen Mittelstandes nicht verbessert hat, und deswegen der Binnenkonsum in der Wirtschaft keine Zugwirkung hat.

Solche Artikel, gerade so ausgeglichene wie dieser des Autors Michael Schuman, sind immer lesenswert. Sie zeigen wie das Ausland Deutschland sieht. In diesem von amerikanischen Ökonomen geschriebenen Artikel wird ein ziemlich objektives Bild gezeichnet.

Interessant auch der Gegensatz zur wirtschaftlichen Situation in den USA. Hierzulande gibt es sehr wohl Firmen, die eine ähnliche Hochqualitätsstrategie verfolgen (etwa Boeing, IBM, oder Caterpillar). Natürlich gibt es auch viele Firmen, die eindeutig  auf Massenproduktion setzen, “Größenökonomie” (etwa General Motors, Dell, General Electric). Wie könnte das bei einer derart massiven Volkswirtschaft wie der der USA auch anders sein (das Bruttoinlandsprodukt der USA ist beinahe fünfmal so hoch wie das des wiedervereinigten Deutschlands).

4 Kommentare:

claus hat gesagt…

Ja, der Artikel ist lesenswert und entspricht wohl auch weitgehend den Tatsachen. Allerdings sollte man ihn im Originaltext lesen. Die Automaten-Übersetzung von Google ist fast nicht verständlich ;-)

Das mit dem BIP stimmt aber nicht ganz, oder? Das amerikanische ist ziemlich genau viermal so hoch wie das deutsche. Und das entspricht exakt dem Bevölkerungsquotienten. Aber dass die amerikanische Volkswirtschaft aufgrund der sehr vielschichtigeren Bevölkerung stärker differiert als die deutsche, ist klar.

Anonym hat gesagt…

Hochinteressant !!



Gruss O.u-.O.

Hubert hat gesagt…

Claus,
Laut CIA World Factbook (https://www.cia.gov/library/publications/the-world-factbook/rankorder/2001rank.html)betrug das BIP der USA in 2010 etwa $14.720.000.000.000. Bei ca. 320 Millionen Amerikanern entspricht das etwa $46.000 pro Kopf. Das BIP der Bundesrepublik wird auf $2.951.000.000.000 geschätzt, also ungefähr 1/5 des US Wertes. Bei 83 Millionen Deutschen entspricht das ca. $35.550 pro Kopf.

Claus hat gesagt…

Okay, wenn das die aktuellsten Daten sind . . .

Ach ja, noch was Aktuelles: Happy Birthday, Hubertus!