Man sagt, um ein guter Fotograf zu werden, sollte man 50.000 gute Fotos anschauen, und sich überlegen, was diese Fotos zu guten Fotos macht. Es geht aber auch andersrum: man kann sich natürlich auf schlechte Fotos anschauen, und sich überlegen, was schief ging. Gerade habe ich eine Site gefunden, die diesem Anliegen gewidmet ist: awkwardfamilyphotos.com (“Peinliche Familien-Fotos”).
Hmm, was lernt man über den Zusammenhalt der Familie aus diesem Foto? “Wie, Oma will schon wieder auf den Urlaub mitkommen?”
Und was denkt Ihr: diese Familie hat beim Urlaub in Disneyland offensichtlich jede Menge Spass gehabt. Schliesslich machen sie alles richtig: Familie ans Märchenschloss bringen; den nächst-gelegenen Kodak Bilderpunk finden; Familie der Größe nach aufstellen; und dann freundlich zu Daddy ins Objektiv lächeln.
Und dieses Foto hier wäre extrem gut gelungen, wenn es nur als Horror-Foto geplant gewesen wäre. Allerdings sollte es ein Erinnerungs-Schnappschuß fürs Familienalbum werden. Selektives Seitenlicht – ein Beleuchtungsprinzip, das Alfred Hitchcock zur Perfektion entwickelt hat – hier unerwartet wieder-entdeckt.
Eine der ehernen Grundregeln der Familienfotografie: öfters mal eine “Bedürfnis-Pause” einlegen.
Und schliesslich: bei der Kombination von Model und Requisiten ist Vorsicht geboten.
Wer an diesen fantastischen Schnappschüssen Gefallen gefunden hat und mehr davon sehen will, der kann das unter http://awkwardfamilyphotos.com/ tun (ach ja – unter derselben Adresse kann man auch eigene Fotos hochladen, die thematisch auf die Site passen). Viel Spaß!
1 Kommentar:
Die Site ist echt lustig. Aber sollte man es so wirklich NICHT tun?
In unserem Metier sucht man häufig, eigentlich meistens, nach ungewöhnlichen Bildern, nach solchen, die vom Mainstream weggehen, deren Reiz die kleineren oder größeren 'Fehler' ausmachen. Solches Material findet man bei gängigen Bildarchiven meist nicht. Warum? Weil es extrem schwierig ist, solche Bilder gezielt herzustellen. Versuche 'mal, ein Bild wie z.B. das obere zu stellen. Du wirst feststellen, dass es hundertmal einfacher ist, ein 'schönes' Bild nach den gängigen Regeln der Fotografie zu machen, als ein solches. Oder gar so eines wie das dritte in Deiner Reihe, bei dem ich mir absolut nicht sicher bin, dass es original aus den Fuffies stammt. Wer solche Fakes beherrscht, wird in unserer Branche meist hochbezahlt.
Die Kunst der Unzulänglichkeit . . . darüber habe ich vor 30 Jahren schon Vorlesungen gehört.
Und den Reiz dieser Bilder kannst Du an Dir selber feststellen. Hättest Du ansonsten ein simples Familienfoto von Dir völlig unbekannten Leuten auf Deinem Blog veröffentlicht? Siehst Du.
Kommentar veröffentlichen