Montag, 14. April 2008

Cincinnati und Baseball

Cincinnati und Baseball - das ist eine lange Liebesgeschichte. 1863 wurde die Baseball Mannschaft der "Cincinnati Red Stockings" (die "Roten Socken von Cincinnati" - nein, das hat nichts mit der deutschen Bedeutung von "roten Socken" zu tun) gegründet. Ihr Markenzeichen waren die roten Gamaschen zum weißen Baseball-Anzug. Cincinnati ist damit einer der absoluten Traditionsclubs im Lande.



Bahnbrechend wurden die Red Stockings durch eine geniale Idee ihres Managers 1869: seine Spieler waren meist Fabrikarbeiter und Bauernsöhne. Baseball spielten sie in der Freizeit - und wenn sie nicht gerade bei der Ernte aushelfen mussten. Seine Idee: wenn er seine Spieler dafür bezahlt, dass sie Baseball spielen, dann können sie mehr Zeit für Training und Vorbereitung aufwenden, und werden insgesamt ein besseres Team. Geboren war die Idee, ein profesi0nelles Baseballteam zu schaffen. Allerdings sind die Cincinnati Red Stockings nicht nur das erste professionelle Baseball Team der Welt - sie sind überhaupt die erste professionelle Sportmannschaft der Welt. Die Idee, erwachsene Männer dafür zu bezahlen, dass sie einen Sport betreiben - diese Idee kommt aus Cincinnati.

Das Experiment der Red Stockings war extrem erfolgreich: in der Saison 1869/70 spielten sie insgesamt 130 Spiele hintereinander, ohne besiegt zu werden. Diese Serie von 130 Siegen ist bis heute unerreicht. 1880 wurde die Mannschaft kurzfristig aus der amerikanischen Oberliga verbannt, da sie es wagten, in ihrem Stadium bei Heimspielen Bier auszuschenken. Kurze Zeit später allerdings, fand ihr Argument, dass das meist deutsch-stämmige Publikum sein Bier fordert dann Gehör - und heute bekommt man in jedem amerikanischen Baseballstadium Bier. Noch eine bahnbrechende Neuerung aus Cincinnati. 1890 wurde das Team dann in "Cincinnati Reds" ("die Roten von Cincinnati") umbenannt.



In etwas moderneren Zeiten wurden die Cincinnati Reds 1970 wieder berühmt. Der Manager Sparky Anderson sammelte eine Mannschaft um sich, die in den 70er und frühen 80er Jahren die amerikanische Profiliga absolut dominierte. Insgesamt acht Meisterschaften fuhren die Teams von Sparky Anderson ein.



Seine Star-Spieler von damals, Johnny Bench, Joe Morgen, Pete Rose (Bild), wurden lebende Legenden. Heute meist in den 60ern, werden sie immer noch auf der Strasse gestoppt und um Autogramme gebeten (habe ich selbst gesehen).





Seit ein paar Jahren gibt es auch wieder ein Team namens "1869 Cincinnati Red Stockings": ein Amateurteam, das Spiele nach den Regeln, mit der Ausrüstung, und in der Kleidung des 19ten Jahrhunderts macht. Dafür gibt es inzwischen eine eigene Baseball-Nostalgie Liga. Hier ein Foto der Spieler der "1869 Cincinnati Red Stockings", das ich bei der diesjährigen Opening Day Parade aufgenommen habe.




Naja, die letzten paar Jahre waren die Cincinnati Reds sportlich nicht besonders erfolgreich. Seit acht Jahren haben sie nicht mehr die Play-Offs erreicht, und die letzten paar Jahre haben sie gar mehr Spiele verloren, als gewonnen (ein Baseball Team spielt 162 Spiele pro Saison).




Kein Wunder also, dass viele in Cincinnati mit Rührung an die "gute alte Zeit" zurückdenken. Und jedes Jahr wieder, wenn die Saison neu anfängt, fassen die Fans neue Hoffnung. Ein neuer Manager, ein neuer Pitcher, ein neuer Fänger im Team - irgendjemand wird sicher die Reds wieder zur "alten Größe" verhelfen. Wie man bei diesem Foto sieht, die Baseballbegeisterung in Cincinnati greift auf alle über.

3 Kommentare:

Anonym hat gesagt…

Baseball ist schon ein interessantes Spiel: ausgewachsene Männer mit lustigen Käppis aufm Kopf und mit Klamotten, die bei uns die Buben vor 50 Jahren tragen (mussten) rennen um eine diamantförmige Wiese, bloss weil einer mit 'nem Holzklöppel ein Bällchen weggedroschen hat, das einer von den anderen seinen Kumpels zuwerfen wollte. Man muss wohl Ami sein, um das zu verstehen ;-)

Anonym hat gesagt…

Aber immerhin sind die Klöppel noch aus Holz und nicht aus rosa Plastik. Außer beim Hundi, da hat man dann doch wieder Plastik (oh staune, in roter Farbe) verarbeiten können.

Anonym hat gesagt…

Ja, geht doch nix über einen guten alten Hickory-Prügel.