Sonntag, 2. November 2008

Wahlkampfarithmetik

Dies hier ist ein Bild vom Wahlkampf in Kentucky: neben dem Supermarkt Remke's wohnt offensichtlich ein Republikaner. Mit grossen Plakaten unterstützt er Mitch McConnell, den Senator aus Louisville, der zur Wiederwahl ansteht. Und Geoff Davis, den republikanischen Abgeordneten des Repräsentanten Hauses in Washington (Davis kommt aus Hebron). Und gegen die "Park Steuer" ist er auch.

Moment mal, denkt Ihr - da fehlt doch was: wo ist das Plakat zur Präsidentenwahl? Wo ist, bei einem Republikaner, das "McCain/Palin" Transparent? Nun - in Kentucky fast nirgendswo. Vom Präsidentschaftswahlkampf bekommt man hier kaum etwas mit. Keine Werbespots im lokalen Fernsehen, keine Plakate, keine Zeitungsanzeigen. Wenn ich über den Fluss nach Cincinnati fahre, sieht das total anders aus: dort reiht sich ein "Obama/Biden" und "McCain/Palin" Plakat ans nächste. Wie gibts das?

Ganz einfach: fast der ganze Präsidentschaftswahlkampf spielt sich in 14 sogenannten "Swing States" (Wechselstaaten) ab. Ein Staat wie Kentucky ist kein Swing State. Er gilt als "sicher" für die Republikaner. So sicher, dass Obama hier nicht auftritt, und hier keinen Werbedollar ausgibt. Obama geht davon aus, dass er Kentucky nicht gewinnen kann. Und im amerikanischen Wahlsystem bekommt der Gewinner sämtliche Wahlmäner des Staates. Es ist uninteressant, wie hoch er gewinnt - nur das gewinnen zählt.

Ähnliches gilt umgekehrt für den Staat New York: der gilt als sicher für die Demokraten. John McCain hält in New York keine Reden, kauft keine Werbespots, keine Zeitungsanzeigen. New York wählt immer demokratisch.

Anders dagegen Ohio: Ohio stimmte 2004 und 2000 für George W. Bush (republikanisch), und 1996 und 1992 für Bill Clinton (demokratisch). 1988 für George H.W. Bush, und 1984 und 1980 für Ronald Reagan (republikanisch). Seit 1964 (bei der Wahl Lyndon B. Johnsons), hat Ohio immer mit dem siegreichen Kandidaten gestimmt. Ein klassischer "Wechselstaat". Ähnliche Wechselstaaten sind Pennsylvania, Virginia, Iowa und Florida. In diesen Staaten spielt sich der komplette Präsidentschaftswahlkampf ab.

Wenn ich nicht (arbeits-)täglich über den Fluss nach Ohio fahren würde, könnte ich beinae vergessen, dass am Dienstag hier der Präsident gewählt wird.

Und noch was anderes sieht man an diesem Bild: der amerikanische Wahlkampf ist sehr personen-orientiert. Die Partei (in diesem Fall, die republikanische Partei), taucht in der Werbung überhaupt nicht auf. Ob McConnel und Davis Demokraten oder Republikaner sind, anhand ihrer Werbung kann man das nicht erkennen. Die Plakate tragen keine Parteilogos. Alle Parteien nutzen die gleichen drei Farben rot-weiss-blau (die Nationalfarben).

1 Kommentar:

Anonym hat gesagt…

Wer wird gewinnen ?


Einen schönen Sonntag

Daddy